Kaum vorstellbar, welche Emotionen die Schließung eines Hallenbads auslöst. Die meisten Betroffenen beweinen geronnene Kindheitserinnerungen. Arne Pöhnert war aber in erster Linie von den besonderen Lichtverhältnissen des alten Hallenbads Eickel beeindruckt. So entstanden seine „Szenen einer vergangenen Badekultur“, zu sehen im Kreativquartier bzw. in der Galerie „Hallenbad“ an der Heinestraße 1.
Illusion des Schwimmens
Auf den meist großformatigen Schwarzweiß-Fotos tut der Fotograf so, als ob das Schwimmbad noch in Funktion wäre. Man sieht „den letzten Gast“, der ins Bad kommt, sich umzieht, sich duscht, in den Pool steigt und sich dann in Rückenlage fallen lässt. Dabei ist kein Tropfen Wasser im Becken und aus der Brause kommen allenfalls seltsame Geräusche. „Model“ Felix Hartmann, also dem „letzten Gast“, wird eine „gute schauspielerische Leistung“ bescheinigt und dem Fotografen ein gutes Händchen für die Regie attestiert, aber es ist auch etwas mehr: nämlich wie eine Übersprungshandlung, wie das Sich-Am-Kopf-kratzen ohne Juckreiz oder wie das Sich-an-die-Nase-fassen ohne Grund. Pöhnert selbst spricht von der „Illusion des Schwimmens“. Der Fotograf, der für „Hallo Herne“, den „Mondpalast“, das „Herner Wochenblatt“ und andere Medien arbeitet, unterstreicht: „Es sollte theatralisch sein.“
Kleine, ausgeklügelte Inszenierung
Zur Ausstellungseröffnung waberte in einer kleinen blauen viereckigen Schüssel Trockeneis, das immer wieder nachgefüllt wurde, damit der Nebel sich am Boden verbreitete. Nicht zufällig, hört man, hatte Pöhnert die Fenster der Galerie mit einem chlorhaltigen Reinigungsmittel gesäubert, so dass es sehr authentische nach Hallenbad roch. Auch akustisch fühlte man sich wie am Pool, während draußen die Temperaturen unter Null fielen: Aus der Beschallungsanlage erklang leise das Grundrauschen eines Badebetriebs. Pöhnert hatte bei einem Aufenthalt im Wananas für kurze Zeit den Aufnahmerekorder laufen lassen.
„Leute, so was ist hier möglich!“
Galerie-Betreiber ist der Künstler Thorsten Poersch, der nicht weit von der Galerie entfernt auf einer Etage des Postgebäudes in Wanne-Eickel sein Atelier hat. Poersch will die Wanne-Eickeler Künstlerszene beleben und anerkannte Künstler aus Berlin, Stuttgart und anderen Kunstspots der Republik holen, dazwischen aber auch immmer lokale Künstler auftreten lassen. „Ich will den Menschen zeigen: Leute, sowas ist hier möglich!“
Horst Martens