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Mit den Stadtwerken 3.500-mal Energie gespart

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1.100 Heizungen, 257 Solaranlagen und über 1.000 Elektrogeräte der besten Effizienzklasse: Seit 20 Jahren unterstützen die Stadtwerke ihre Kunden mit Förderprogrammen beim Energiesparen. Auch 2016 wird umweltfreundliches Handeln wieder belohnt.

Bonus für Smart-Tec

Besonders effektiv für die Umwelt und das eigene Portemonnaie war und ist die Umstellung der Heizung auf Erdgas. Aber auch der Einbau von Wärmepumpen oder kleinen Blockheizkraftwerken kann für Hausbesitzer langfristig lohnend sein. In den letzten 20 Jahren wurde die Förderung dieser Anlagen darum mit 1.100 Mal besonders oft in Anspruch genommen. Wer sich in diesem Jahr für ein Gerät aus dem Smart-Tec-Angebot entscheidet, erhält sogar noch einen zusätzlichen Förderbonus.

Weiße Ware ist der Renner

„Der Renner der letzten drei Jahre ist die Weiße Ware“, sagt Dominik Lasarz, Leiter des Stadtwerke-Kundencenters am Berliner Platz. Bei der Anschaffung von energiesparenden Kühlschränken, Waschmaschinen & Co. beim Herner Handel nutzten 1.047 Kunden die Finanzspritze der Stadtwerke. Aber auch 449 Pedelecs sind dank des Zuschusses auf der Straße unterwegs und können die eine oder andere Autofahrt ersetzen.

Fleißige Energiesparer seit 20 Jahren

„Wieviel Energie und CO2 all diese Maßnahmen einsparen, können wir leider nicht sagen“, so Lasarz weiter. „Aber da kommt bestimmt eine Menge zusammen.“ Eines steht für ihn fest: „Die Herner sind schon seit 20 Jahren fleißige Energiesparer.“

 


Applaus hinter Gittern

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Nur selten wurde hinter Gittern so oft und ausgelassen gelacht. Selten wurde so viel Applaus gespendet. Bei keiner Premiere mussten die Gäste sich von der Security so durchleuchten lassen. In der Wanne-Eickeler Forensik gab es Theater: Die Patienten, psychisch kranke Straftäter, spielten „Der Revisor“ von Gogol.

Eine kleine Ecke in einem Aufenthaltsbereich war zu einem Schauspielraum umfunktioniert worden. 40 Stühle boten Platz für genauso viel geladene Gäste. Und die Bühne wirkte winzig – mittendrin dominierte eine mit barocken Farbmustern angestrichene Bank, die genauso in der hauseigenen Tischlerei hergestellt war wie die Kulissen, die den Raum umrahmten. Eine Bank, auf der und um die herum sich das Geschehen abspielte, inszeniert von Katja Willebrand, einer Theaterexpertin, die nicht zum ersten Mal mit psychisch kranken Straftätern ein Stück präsentiert hat, in Eickelborn, aber auch in Berlin. Theater als Therapie – kommunikationsfördernd, die Möglichkeit, aus seiner eigenen Haut zu schlüpfen.

  • Die Frau des Bürgermeisters hat den Schuldigen entdeckt. © Horst Martens, Stadt Herne.

Der „Revisor“ wurde kurzerhand auf eine Stunde verschlankt. Willebrand setzt neun Schauspieler ein, während das Original über 20 Rollen parat hält. Was dem Stück durchaus gut tut. Weil in der Forensik nur Männer untergebracht sind, müssen sie auch Damenrollen übernehmen. Und es funktioniert auf eine charmante Art und mit einem Hauch von Transvestiten-Trash.

Schmiergelder von allen Seiten

In einem russischen „Kaff“ des 19. Jahrhunderts wird ein Revisor erwartet. Alle sind in heller Aufregung, denn niemand kann dem Wirtschaftsprüfer mit reinem Gewissen entgegen treten. Die Aufmerksamkeit fällt auf einen Hotelgast, der sich weigert, seine Rechnungen zu bezahlen. Das muss er sein, der Revisor. Der Gast ist überrascht über die plötzliche Gastfreundschaft, steckt das Schmiergeld, das ihm von allen Seiten zugesteckt wird, dreist ein und verlobt sich mit der Tochter des Bürgermeisters.

„Das war mein letztes Stück“

Die Frau des Bürgermeisters bezieht die Komplimente des jungen Revisors, die zuerst der Tochter gelten,  auf sich selbst. Sie wird von Rolf B. verkörpert: kirschrote Bluse, rotblonde Perücke, rot angemalte Lippen, zurückhaltende Gestik. Das hat was.  Rolf B. steht schon zum 11. Mal auf der Bühne, hier in Wanne-Eickel zum zweiten Mal, zuvor Eickelborn, wo er 24 Jahre Patient war. Seine Lieblingsrolle war das „Gretchen“ in Goethes „Faust“. „Frauenrollen machen mir Spaß, und Gretchen ist besonders anspruchsvoll“, sagt er. „Das Schönste ist, dem Publikum Spaß zu bereiten“, unterstreicht er mit einer Portion Bedauern, denn: „Das war mein letztes Stück. Ich werde auf die Beurlaubung vorbereitet.“ Ein Stück Freiheit jenseits der Gitter wartet auf ihn. „Aber natürlich komme ich als Gast, wenn hier ein Stück aufgeführt wird.“

Die Gruppe wollte eine Komödie

Gute neun Monate brauchte die „Zechentruppe“, um das Stück einzustudieren. Der lange Zeitraum war notwendig, weil die Gruppe sich nur einmal im Monat für zwei Tage trifft. Warum fiel die Wahl auf „Der Revisor“? „In der Gruppe gab es den Wunsch nach einer Komödie“, sagt die Regisseurin. Nachvollziehbar, denn für viele war und ist ihr Leben eher eine Tragödie.

„Wir haben uns liebgewonnen“

Michael K., der den Gutsbesitzer Dobtschinski mit hintergründiger Nonchalance spielte, kam nicht von selbst auf die Idee, mitzumachen: „Mein Gruppenleiter hat mich zart dazu überredet. Er hat mir sozusagen die Ohren zugequasselt.“ Aber offensichtlich hat es sich gelohnt, wenn man die Fröhlichkeit sieht, mit der er spielt und den Applaus genießt. „Das war eine gute Zeit“, beschreibt er die Vorbereitung, „wir haben uns sehr lieb gewonnen.“ Das Gute am Theater sei: „Man spielt eine Rolle und bekommt keinen Ärger mit den Mitspielern.“ Das sei anders als im richtigen Leben, wo man schon mal anecke.

„Noch nie ist mir einer komisch gekommen“

Als Katja Willebrand zum ersten Mal hinter Gittern inszenierte, war sie überrascht, wie unterschiedlich die Menschen im „Maßregelvollzug“ sind. „Genauso unterschiedlich wie draußen auch.“ Angst mit psychisch kranken Straftätern zu arbeiten, habe sie nicht. „Hier gibt es eine große Sicherheitsstruktur“, sagt sie, „ein paar mal habe ich versehentlich mit meinem Melder Alarm ausgelöst. Aber ein Patient ist mir noch nie komisch gekommen.“ Was ist als Nächstes dran? Einer flog übers Kuckucksnest würde doch passen. „Ja“, sagt sie, „das haben wir schon mal überlegt.“

Und am Ende wurde russischer Borschtsch serviert. – Zwei weitere Vorstellungen sind eingeplant. Leider nur vor geladenen Gästen.

Text und Fotos: Horst Martens

Programm der 23. Herner Frauenwoche vorgestellt

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Vom 4. bis zum 20. März führt die Gleichstellungsstelle der Stadt Herne die Frauenwoche 2016 durch. Die 23. Auflage steht unter dem Motto „Frauenwege“.

Die Eröffnung erfolgt am Freitag, 4. März, in Anwesenheit von Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Gesundheits-Staatssekretärin Ingrid Fischbach im Kulturzentrum am Willi-Pohlmann-Platz. Erstmals ist für den Auftakt ein Freitagnachmittag gewählt worden. „Wir wollen sehen, ob wir zu diesem Zeitpunkt noch mehr Menschen als sonst erreichen und sind gespannt auf die Resonanz“, sagt Sabine Schirmer-Klug, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herne.

  • Fototermin ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Das umfangreiche Programm der Frauenwoche hat sie mit ihrer Stellvertreterin Angelika Wissmann, in einem Pressegespräch am Montag, 22. Februar, vorgestellt. „Das Motto Frauenwege, erinnert an die Vielfalt der Lebenswege von Frauen. Es sind nicht nur gerade Wege, aber sie können begleitet werden durch Beratung und Unterstützung“, erläutert Sabine-Schirmer-Klug.

Das Angebot der Frauenwoche reicht vom Seminar über den Workshop und Filmvorführungen bis hin zu Tagungen, Vorträgen und Lesungen. „Die Veranstaltungen sollen Frauen auf Ihrem Weg stärken“, sagt Angelika Wissmann.

Im Internet das Programm unter www.frauen.herne.de abrufbar. Gedruckt liegt es in vielen öffentlichen Gebäuden, beispielsweise den Rathäusern oder im Kulturzentrum aus.

Das Literaturhaus öffnet seine Pforten

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An den Säulen des Literaturhauses an der Bebelstraße wird noch emsig gewerkelt: Derzeit entsteht das Café in der Buchhandlung. Ende Februar ziehen die Handwerker jedoch aus. Bei der Premiere des Programms am 3. März soll das Gesamtprojekt stehen.

Das im Oktober 2015 „Literaturhaus Herne Ruhr“ besteht nach Elisabeth Röttsches aus drei Säulen: dem Veranstaltungsraum „Alte Druckerei“, der Buchhandlung und dem Café in der Buchhandlung. Die große Theke mit der Siebträgermaschine für den perfekten Kaffeegenuss steht schon, der Barista hat die Mitarbeiter geschult. Vor der Theke steht ein großer Tisch mit zwei Bänken. Aber vieles in der Buchhandlung sieht noch nach Baustelle aus. Dennoch läuft das Geschäft trotz Krach und Dreck weiter und ist auch zu keinem Zeitpunkt der Bauphase unterbrochen worden: „Wenn man merkt, es funktioniert, dann kann man es besser ertragen“, sagt Buchhändlerin Elisabeth Röttsches.

  • So wie Elisabeth Röttsches können es sich demnächst auch die Kunden bequem machen. © Frank Dieper, Stadt Herne

Chillen in literarischer Atmosphäre

Der eigentliche Mittelpunkt des Cafés in der Buchhandlung wird sich in dem kleinen Raum links (von der Straße aus gesehen) etablieren, dort, wo bisher die Deko-Abteilung war. Tische gibt es aber auch vor den Fenstern neben der Eingangstür. „Die Kunden kommen, bestellen sich einen Kaffe oder einen Tee, schmökern in einem Buch, lesen die Zeitung oder unterhalten sich.“ Chillen in einer literarischen Atmosphäre. Röttsches hat Literatur-Cafés in Hamburg und Berlin gesehen und war beeindruckt: „Das ist das Modell, das im Moment gerne umgesetzt wird.“ Allerdings nicht im Ruhrgebiet, da ist Röttsches die erste.

Das Café braucht Platz, aber das Sortiment wird nicht verdrängt: „Bei den Frühjahrsbestellungen habe ich nicht weniger eingekauft“, sagt Röttsches. Auch die alten Schwerpunkte bleiben: Belletristik, Sachbücher, Kinderbücher, Ruhrgebietsliteratur. Die „Deko“ rückt weit nach hinten. Aufgegeben wird aber die Schreibwarenabteilung.

Literaturhaus-Premiere am 3. März

Das Literaturhaus nimmt augenscheinlich eine positive Entwicklung. Mit 17 Gründungsmitgliedern gestartet, hat sich die Mitgliederzahl auf stolze 96 summiert. Die bauliche Phase ist so gut wie abgeschlossen. Auch das Programm steht: Im Veranstaltungsort, der Alten Druckerei im Hof der Buchhandlung, strahlt das Literaturhaus-Logo – die stilisierte Buchhandlung – frisch von den Wänden, und die Programmhefte liegen druckfrisch vor. Am Donnerstag, 3. März, liest Klaus Modick aus seinem Buch „Konzert ohne Dichter“. Erzählt wird die Entstehungsgeschichte des berühmten Worpsweder Gemäldes und von einer schwierigen Künstlerfreundschaft zwischen Rilke und Vogeler. Kiepenheuer & Witsch unterstützt die Veranstaltung mit Olaf Petersenn, Programmleiter Deutsche Literatur, der den Verlag präsentiert und moderiert.

Die nächsten Highlights: 9. März, Tilmann Lahme, Geschichte einer Familie. 16. März, Christiane Deters, Es muss nicht immer Charisma sein. Oder doch. 17. März, Café del Mundo, Pasion (in mitreißenden Dialogen zweier Flamenco-Gitarristen).

Weitere Infos: www.literaturhaus-herne-ruhr.de

Text: Horst Martens

Sicherheitskonzept vorgestellt

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Die Stadt Herne hat am Montag, 22. Februar 2016, ihr Sicherheitskonzept für die Einrichtungen zur Flüchtlingsunterbringung vorgestellt. Es handelt sich um ein Rahmenkonzept für die Gemeinschaftsunterkünfte, das jeweils individuell für die einzelnen Standorte angepasst wird. Herne gehört nach Aussage des federführenden Dezernenten Dr. Frank Burbulla zu den ersten Kommunen, die ein solches Konzept vorlegen können. „Es gab kein auslösendes Ereignis. Aber es besteht angesichts der Tatsache, dass viele Flüchtlinge in Herne in den Gemeinschaftsunterkünften leben, ein Bedarf für ein solches Konzept“, erklärte Dr. Burbulla in einem Pressegespräch zur Vorstellung des Konzepts.

Zahlreiche städtische Fachbereiche, die sich mit der Unterbringung und Betreuung der hilfesuchenden Menschen befassen, waren an der Erstellung beteiligt. Zudem erfolgte die Abstimmung mit der Polizei.

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Dezernent Dr. Frank Burbulla im Gespräch mit Pressevertretern ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Das Konzept besteht aus sechs Teilbereichen. Es behandelt die Sicherheit im Allgemeinen, den Umgang mit Gefahrenlagen,  Schutzmaßnahmen bei Krankheits- und Notfällen, den täglichen Ablauf in den Unterkünften, den Schutz für Frauen, Kinder und Jugendlichen sowie Sicherheit und Ordnung im Umfeld der Einrichtungen.

Einige Beispiele aus dem Konzept: Vorgesehen ist, dass eine Zugangskontrolle erfolgt und, dass Personen, die in den Unterkünften tätig sind, ein erweitertes Führungszeugnis benötigen. Außerdem kann im Bedarfsfall für eine Einrichtung ein generelles Alkoholverbort erteilt werden. Eltern sollen gemeinsam mit ihren Kindern und getrennt von anderen Flüchtlingen untergebracht werden.

Das Sicherheitskonzept hat bereits Interesse in anderen Städten hervorgerufen.
Seitdem bekannt ist, dass die Stadt ein solches erstellt, gab es bereits zahlreiche Anfragen aus verschiedenen Kommunen.

 

Großzügige Unterstützung

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Die Kulturinitiative Herne unterstützt in diesem Jahr 22 Kulturprojekte mit einem Gesamtfördervolumen von rund 125.000 Euro. Das haben die Mitglieder auf ihrer jüngsten Versammlung am 18. Februar einstimmig beschlossen.

Herbert, Herkules und Westwind

„Viele Projekte wären ohne die großzügige Unterstützung der Kulturinitiative in diesem Umfang gar nicht möglich“, so die Kulturdezernentin und stellvertretende Vorsitzende Gudrun Thierhoff. Der auf inzwischen 27 Mitglieder angewachsene Verein setzt laut Vorsitzendem Michael Benkert auf ein breites Spektrum seines Engagements und fördert die Kultursparten Musik, Bildende Kunst, Theater und Literatur gleichermaßen. Zu den wesentlichen Förderschwerpunkten gehören neben zahlreichen Jugendkulturprojekten, wie dem Jugendkulturpreis „Herbert“ und Projekten des Theaters Kohlenpott und  Pottporus e. V. auch traditionelle Großveranstaltungen wie das „Nightlight-Dinner“, der „Strünkeder Sommer“, der Herner Kinder Kultursommer „Herkules“ sowie die „Extraschicht“. Weiterhin werden das renommierte Kinder- und Jugendtheaterfestival „Westwind“ vom 23. bis 29. April sowie das Projekt „Licht an!“ des Herner Klangkünstlers Christoph Schläger mit namhaften Förderbeträgen unterstützt.

Kulturelle Flüchtlingsprojekte

Aber auch aktuelle Themen werden von der Kulturinitiative aufgegriffen. So werden in diesem Jahr erstmals auch Mittel für kulturelle Flüchtlingsprojekte der Stadtbibliothek, des Theaters Kohlenpott sowie für einen Poetry Slam-Workshop, initiiert von WortLautRuhr, zur Verfügung gestellt. Den Löwenanteil am Fördervolumen steuern die Herner Sparkasse und die Stadtwerke Herne bei. Aber auch zahlreiche andere Mitglieder ermöglichen die Übernahme von Patenschaften, Sponsorings oder Spenden-Projekte wie die Herner Kulturschiffe oder die „Kulturstrolche“.

Neue Druckausgabe von inherne erscheint

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Fans des Kufensports aufgepasst: Die Covergeschichte der neuen inherne-Ausgabe berichtet über den „Publikumsmagnet Eishockey“. Im Fokus steht der Sport, der die meisten Fans in unserer Stadt anzieht. Das Stadtmagazin erscheint am Samstag, 27. Februar, als Beilage des Herner Wochenblattes.

Titel der neuen inherne-Ausgabe (1/2016).

Titel der neuen inherne-Ausgabe (1/2016).

Die meisten Artikel und Zusatzmaterial gibt es auch online unter www.inherne.net. Die druckfrische Ausgabe nimmt Spieler, Fans und Trainer unter die Lupe und wartet mit actiongeladenen Aufnahmen direkt von der Eisfläche auf. Ergänzt werden die Berichte durch  – die durch beachtliche Fotostrecken unter www.inherne.net ergänzt werden.

Aber natürlich gibt es noch weitere spannende Berichte: Eine Reportage führt die Leser durch „das O“, den neuen Hort der Herner Jugendkultur.  Vorgestellt werden Ehrenamtler, die sich in der Flüchtlingsarbeit und in der „Inklusion“ engagieren. Inherne berichtet des Weiteren über einen Wanne-Eickeler Journalisten, der als Auslandskorrespondent Karriere macht. Die Museums-Exponate von Ralf Piorr lassen nicht nur erahnen, welche Schwerpunkte das neu konzeptionierte Heimatkunde-Museum präsentiert, sondern erzählen auch unsere eigene Geschichte. Genauso wie das „Büdchen“, das wir in unserem Heft vorstellen und ein besonderes Exemplar der Trinkhallen-Kultur darstellt.

Rollendes Büro FB Soziales

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Der Fachbereich Soziales der Stadt Herne hat einen VW-Van in Dienst gestellt, mit dem die Sachbearbeiter ab sofort zu den kommunalen Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge fahren, um dort Service für die Schutzsuchenden anzubieten.

  • Das rollende Büro des Fachbereich Soziales ©Thomas Schmidt

„In dem Wagen werden Verwaltungsangelegenheit vor Ort an den Unterkünften erledigt werden können. Dafür sorgen Notebook und Drucker, die mit an Bord sein werden“, beschreibt Brigitte Bartels, Leiterin des Fachbereichs Soziales bei der Vorstellung des Wagens an der Unterkunft an der Südstraße. Der mobile Service soll zu einer Entlastung in den Räumen Fachbereich Soziales im Wanner Einkaufszentrum (WEZ) an der Hauptstraße führen. Dort kommt es wegen der baulichen Gegebenheiten und des großen Andrangs zu „Staus“, die weder für die Schutzsuchenden noch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angenehm sind. „Die Sozialbetreuer in den Unterkünften werden den Menschen in den Unterkünften die Idee des rollenden Büros vermitteln“, erklärt Brigitte Bartels. Sie ist zuversichtlich, dass das neue Angebot gut von den Flüchtlingen angenommen werden wird.

 


29 Namen der Anonymität entrissen

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1.062 russische Tote ruhen auf einem Gräberfeld des Waldfriedhofes Wanne-Eickel, 235 von ihnen waren Zwangsarbeiter. Schüler der Jahrgangsstufe 10b der Gesamtschule Wanne-Eickel haben 29 Namen von unbekannten Zwangsarbeitern aus der Anonymität geholt.

Wo kommen sie her?

Zusammen mit ihrer Lehrerin Sabine Cakar recherchierten sie anhand von Personalkarten im russischen Internet-Archiv „obd-memorial“ die Schicksale dieser 29 Menschen. Damit haben sie, wie Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda es bei einer Feier vor dem russischen Gräberfeld formulierte, „die Geschichte dem Vergessen entrissen“. Sie arbeiteten bei ihrer Arbeit eng mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zusammen. „Wir haben uns Fragen gestellt, woher die Zwangsarbeiter kamen, wie sie hergekommen sind und warum sie hier sind“, so einer der Schüler vor Ort. Auch das KZ Bergen-Belsen besuchten sie, um mehr über die Zwangsarbeiterschicksale zu erfahren.

  • 29 Namen von unbekannten Zwangsarbeitern der Anonymität entrissen © Frank Dieper, Stadt Herne

Namenstele vor dem Gräberfeld

Ein Ergebnis dieser Arbeit sind 29 Namensziegel aus Ton, die von den Schülern selbst gefertigt und gebrannt wurden. Sie sind an einer speziell dafür geschaffenen Stele vor dem Gräberfeld des Waldfriedhofes fixiert – als Mahnmal für den Frieden. Diese Namen, so der OB, „stehen symbolisch für die 234 sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter, die allein hier begraben sind, aber auch für viele andere Zigtausende in Wanne-Eickel und im ganzen Ruhrgebiet“. Diese Stele „reihe sich ein in die Gedenkkultur der Stadt Herne“, so der OB. Und diese Erinnerungsarbeit kann sich sehen lassen. „Dieses russische Gräberfeld ist in einem guten Zustand, vor allem auch im Vergleich mit anderen Städten“, bestätigte Verena Effgen vom Volksbund auf Nachfrage von inherne.

Ein Platz blieb frei

Ein Platz in der Ziegelreihe blieb frei. Und zwar für Pavel Goj, dessen biografische Daten die Schüler stellvertretend für alle anderen vortrugen. Geboren ist Goj an einem 29. Februar 1914 in der Ukraine – an einem Schaltjahrtag übrigens wie es ihn auch in diesem Jahr gibt. Er war Landarbeiter, verheiratet und hatte drei Kinder. Bei der Schlacht in Charkow wurde er von den Deutschen gefangen genommen und war nachher in Deutschland in „zahlreichen“ Lagern interniert. Nach zwei Tagen, die er wegen einer Infektion in einem Wann-Eickeler Lazarett untergebracht wurde, starb er im Jahr 1944. Die Schülerin Melissa Tober und OB Dudda brachten anschließend die Tafel an. „Ich hoffe, Sie können mitfühlen, was wir gefühlt haben“, sagte der Schüler Nico-Yasin Kirchner zum Schluss.

Text: Horst Martens

Fotos: Frank Dieper

Das Alte Amt von Wanne

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In Wanne-Süd stand einst die Schaltzentrale für die Gemeinde Wanne – heute erinnert ein Straßenname daran.

Viel geblieben ist nicht von dem Verwaltungsgebäude, aus dem bis zur Einweihung des Wanner Rathauses 1903 die Geschicke der Gemeinde Wanne gelenkt wurden. Nur ein Straßenname erinnert heute noch an das alte Wanner Amtshaus. „Am Alten Amt“ heißt die kleine Straße, die nahe den mächtigen Bahnunterführungen in Wanne Süd nach Osten von der Hauptstraße abzweigt. Es ist bereits der vierte Name, den die Straße trägt. Vor 1898 erhielt sie (als eine von unzähligen im Kaiserreich) den Namen Kaiser-Wilhelm-Straße, den sie bis nach dem zweiten Weltkrieg trug. Der politisch in die entgegengesetzte Richtung weisende Name Ernst-Thälmann- Straße blieb eine Episode von März 1946 bis November 1947. 27 Jahre, nämlich nach dem Abschied von Ernst Thälmann, bis 1974 währte die Bezeichnung Strünkeder Straße, ehe der bis heute bestehende Name „Am Alten Amt“ vom Rat der Stadt Wanne-Eickel festgelegt wurde.

Einzug 1877

Namensgebend war das an der nördlichen Straßenseite gelegene alte Amtshaus. Blicke in historische Karten zeigen, dass dort einst das Zentrum der aufstrebenden Zechengemeinde Wanne verortet war. Nahe dem Amt gab es ein Postamt und auch der alte Wanner Bahnhof, an dem der Vater von Heinz Rühmann im frühen 20. Jahrhundert eine Zeit lang eine gutgehende Gastronomie betrieb, lagen in der Nähe. Der Bau des Hauses war 1875 beschlossen worden, nachdem Wanne aus dem Gemeindeverband Herne ausgeschieden war, 1876 erfolgte der Bauauftrag und schon am 10. September 1877 der Bezug. Überschaubar muss die Verwaltung gewesen sein. Amtsräume im Erdgeschoss und eine Dienstwohnung im Obergeschoss für den Amtmann befanden sich im Hauptgebäude. Für Meldeangelegenheiten gab es einen Anbau, in dem auch eine Dienstwohnung für den Amtspolizeidiener und ein paar Zellen lagen.

Stolze 12 Büros

1893 erfolgte der Bau einer eigenen Dienstwohnung für den Amtmann, so dass sage und schreibe 12 Diensträume von da an im Amtshaus zur Verfügung standen. Da das Wanner Wachstum durch die boomende Steinkohleförderung anhielt und mehr und mehr Menschen zu verwalten waren, fiel 1901, also gerade einmal 25 Jahre nach Baubeginn des Amtshauses, der Beschluss, ein neues zu errichten. 1905 war der Neubau im Stil der Neorenaissance fertig, heute kennen wir es als Rathaus Wanne. Sein Vorgänger diente jedoch weiter als Verwaltungsstandort. In der Folge waren hier unter anderem das Katasteramt, das Schulamt und das Sozialamt untergebracht. 1976, 99 Jahre nach dem Bezug, hatte seine letzte Stunde geschlagen. Das Gebäude wich einer neuen Bebauung. Viel  geblieben ist nicht vom Haus – ein Straßenname und die hier abgebildete Aufnahme.

Text: Christoph Hüsken

„Barrieren zuerst im Kopf abbauen“

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Die Stadt Herne arbeitet aktuell an einem Inklusionsplan. Unterstützt wird der Prozess von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit Ideen, Vorschlägen und Diskussionen beteiligen. Es sind Menschen wie Petra Faryar.

Menschen die Inklusion nahebringen

Viele Stunden ihrer Freizeit verbrachte die 56-Jährige in den verschiedenen Gruppentreffen. Eine Zeit, die aus Sicht der gebürtigen Sodingerin gut investiert war. „Die Gruppen waren sehr produktiv. Auch dieser Artikel ist ja ein Produkt dieser Arbeit und hilft hoffentlich dabei, die Menschen ein stückweit für das Thema zu sensibilisieren.“

Sensibilisierung besonders wichtig

Und Sensibilisierung ist das zentrale Anliegen von Petra Faryar, die aufgrund einer Querschnittslähmung seit ihrem zweiten Lebensjahr im Rollstuhl sitzt. Als Betroffene weiß sie nur zu gut, was es heißt, in einem Konzert am Rand sitzen zu müssen, einen netten Abend mit Freunden zu verpassen, weil das Restaurant über keinen barrierefreien Zugang verfügt oder der Behindertenparkplatz wieder von unberechtigten Personen „missbraucht“ wird Nicht nur bauliche Barrieren Dabei ist der Kampf gegen bauliche Barrieren für die zweifache Mutter längst nicht die Hauptmotivation, sich am Inklusionsplan zu beteiligen. „Noch schlimmer sind die Barrieren im Kopf, die müssen wir zuerst abbauen“, ist sich die gelernte Ergotherapeutin sicher. Die Erarbeitung und spätere Umsetzung des Inklusionsplans könne hierbei langfristig einen wichtigen Beitrag leisten. Umso mehr freut sich Petra Faryar darüber, dass die Stadtverwaltung die Bürgerinnen und Bürger bei der Planung mit ins Boot holt.

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Mit dem Rollstuhl in die Grundschule

Dabei gibt die 56-Jährige zu: „Anfangs war ich skeptisch. Ich dachte, hier entsteht wieder etwas für die Schublade. Doch dieses Gefühl habe ich jetzt nicht mehr. Ich bin positiv überrascht.“ Eine Aussage, die durchaus bemerkenswert ist, denn die Hernerin hat in der Vergangenheit den einen oder anderen Konflikt mit der Stadtverwaltung und anderen Behörden ausgetragen. „Ich habe 1965 als erste Schülerin in Herne eine Grundschule mit einem Rollstuhl besucht. Das durchzusetzen war für mich und meine Eltern nicht so einfach.“ Ihre Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt, das gilt hoffentlich auch bei ihrem Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft …“

„Inklusionsplan Herne“: inherne wird regelmäßig berichten

Mit der Auftaktveranstaltung im vergangenen September fiel der Startschuss für den Inklusionsplan Herne: Ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die eine ganze Stadtgesellschaft betrifft. Daher hat die Herner Stadtverwaltung von Beginn an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in diesen Prozess eingebunden, um für das Thema zu sensibilisieren. In sieben verschiedenen Teilprojektgruppen sind in den vergangenen Monaten bereits viele Ideen und Visionen für eine inklusive Stadt Herne entstanden. Die Ergebnisse der Projektgruppen bilden den Ausgangspunkt für die weitere Planung. Die entsprechenden Handlungsempfehlungen werden den politischen Gremien im dritten Quartal zur Beratung präsentiert. inherne wird den Inklusionsprozess in den nächsten Ausgaben begleiten und aus verschiedenen Blickwinkeln berichten.

 

Text: Michael Paternoga

 

Wenn die Hochzeitsglocken im Schaltjahr läuten

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Es soll ja Männer geben, die regelmäßig ihren Hochzeitstag vergessen. Armin Freese gehört nicht zu dieser Kategorie. Wie sollte er auch. Freunde behaupten, er habe in dieser Hinsicht gut vorgearbeitet. Denn der 43-Jährige muss nur alle vier Jahre dieses besondere Datum im Blick haben: Geheiratet wurde nämlich am 29. Februar.

„Der Termin hat uns gefallen“

Ende des Monats darf also mal wieder gefeiert werden. Und somit erst zum zweiten Mal, obwohl sich Armin Freese und Sonja Lippold bereits 2008 das Ja-Wort gaben. Von langer Hand geplant war es übrigens nicht, das Schaltjahr ins Spiel zu bringen. „Es war ein Zufall, irgendwie war es ein schöner Termin, der uns gefallen hat“, erinnert sich der gebürtige Herner. „Außerdem wollten wir nicht noch bis zum nächsten Sommer mit der Hochzeit warten“, erklärt Gattin Sonja, die im Oktober zuvor einen Antrag bekam.

  • Sonja und Armin heirateten an einem 29. Februar © Frank Dieper, Stadt Herne

Rote Rosen anstatt frische Brötchen

Er überraschte sie am Samstagmorgen, als er sich zum Bäcker verabschiedete, dann aber nicht mit frischen Brötchen vor der Tür stand, sondern mit roten langstieligen Rosen. Als er dann auch noch den Brillantring aus der Tasche zückte, war die Sozialpädagogin erst sprachlos vor Glück, bevor dann doch ein „Ja, ich will …“ über die Lippen kam. Es war übrigens genau der Tag, an dem die Schwiegereltern des Software- Entwicklers ihren Hochzeitstag feierten. Das Paar hatte sich erst zwei Jahre zuvor im Internet beim 1-Live-Liebesalarm kennen gelernt. Schnell hat es auf beiden Seiten gefunkt, schnell war klar, dieser Liebesalarm dauert länger.

Gefeiert wird jedes Jahr

Und verliebt wirken die zwei noch heute. Gefeiert wird übrigens jedes Jahr. Denn: „Den Hochzeitstag hat Armin nie vergessen“, erklärt Ehefrau Sonja, die sich schon jetzt auf den 29. Februar freut. Als erstes gratulieren werden die Kinder Justus (5) und Maja (7). Aber wahrscheinlich werden sie auch fragen: „Papa, was ist eigentlich ein Schaltjahr …?“

Text: Michael Paternoga

Ein Herner im hohen Norden

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Eine Reisereportage läuft im Fernsehen. Plötzlich erklärt dort jemand Kindern auf den Färöer-Inseln, wo in Deutschland Wanne-Eickel liegt. Warum tut er das? Weil der Autor der Reportage, Clas Oliver Richter, dort aufgewachsen ist.

Abitur ´85

Von der deutsch-dänischen Grenze bis zum Nordkap, von Island bis nach Estland reicht das Gebiet, über das Richter für die ARD aus dem Studio in Stockholm berichtet. Er ist in Holsterhausen und Herne-Mitte aufgewachsen und Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums, Abiturjahrgang 1985. Der Journalist informiert aus Skandinavien und dem Baltikum über tagesaktuelle Themen, stellt die Menschen und Landschaften des Nordens in Georeportagen vor. „Ein Drittel des Jahres bin ich unterwegs, um zu berichten“, schildert er das Korrespondenten-Dasein. „Das Handy liegt immer auf dem Nachttisch, aber ich beklage mich nicht darüber, denn ich habe mir diese Arbeit selbst ausgesucht.“

  • Impressionen während der Dreharbeiten für eine ARD-Reportage über das Polarlicht in Lappland, der Film läuft am 19.03.2016 in der ARD © ARD

Als „Springer“ rund um die ganze Welt

Bevor Richter von seinem Haussender, dem NDR, in die schwedische Hauptstadt gesandt wurde, war er zehn Jahre als sogenannter Springer im Einsatz. Washington, Singapur und Tokio waren seine jeweils kurzzeitigen Stationen. Die Aktualität ist sein Metier und in dem hatte es Richter wiederholt mit Krisen, Ereignissen und Katastrophen zu tun gehabt, die im kollektiven Gedächtnis haften geblieben sind. Zwei Beispiele: Als 1998 im niedersächsischen Eschede ein ICE entgleiste und beim schwersten Zugunglück der Bundesrepublik 101 Menschen starben, gehörte es zu Richters Job, die emotional bewegenden Informationen sachlich zu vermitteln. Ähnlich erging es ihm bei der Tsunami-Katastrophe 2004. Heute zeigt er wie z.B. die Euro- oder die Flüchtlingskrise Nord- und Nordosteuropa vor Probleme stellen, die auch hierzulande fühlbar sind. Vor dem Hintergrund, dass in krisenhaften Zeiten Nachrichten gefragter sind als Reiseberichte, bleibt Richter gegenwärtig weniger Zeit für Georeportagen.

Immer in Kontakt

Kontakt nach Herne hat Richter nach wie vor. Seine Eltern leben in Herne-Mitte. Wenn möglich, verbindet er die Herne-Besuche mit einem Abstecher zu einem Schalke-Heimspiel, und auf der Kirmes muss auch eine Runde gedreht werden, selbst wenn es nicht jedes Jahr mit Crange im August klappt. Heimisch ist Richter aber seit Jahren in Hamburg. Dorthin geht es nach dem Ende der Korrespondenten-Zeit in Stockholm in eineinhalb Jahren auch wieder zurück – erstmal ohne Handy neben dem Kopfkissen.

Text: Christoph Hüsken

Die diskrete Gemeinschaft

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Sie logieren auf einem der geschichtsträchtigsten Fleckchen Erde der Stadt. Die Familie Flottmann lebte dort, ein Heitkamp-Sohn ebenfalls: Seit 2010 treffen sich in einem umgebauten Seitentrakt der ehemaligen Flottmann/Heitkamp-Villa die Mitglieder der Herner Freimaurer-Loge „Eiche auf roter Erde“, gegründet 1923.

Das Logenhaus im Herner Süden ist eine repräsentative Immobilie mit ca. 300 Quadratmetern. Direkte Nachbarn sind das DRK-Haus am Flottmannpark und elf schnuckelige Eigenheime. Ein einladender Logenplatz, mitten im Leben.

Eine Loge ist kein Geheimbund. Gegen dieses Vorurteil muss die Gemeinschaft geduldig argumentieren. Jeder der 42 Logenbrüder – ausschließlich Männer – weist dies von sich. „Der Begriff Diskretion passt besser zu uns“, sagt Jörg Hundertmark. Der 57-jährige Herner, von Beruf Vermögensberater, ist nicht nur Mitglied, sondern zugleich auch Vorsitzender der gemeinnützigen Stiftung der Loge. Diskretion bedeutet hier: „Alles, was in der Loge besprochen wird, bleibt auch in der Loge. Dies ist einer unserer elementarsten Grundsätze, weil er einen freien Ideen- und Meinungsaustausch ermöglicht.“

  • Im Inneren der Freimaurerloge „Eiche auf roter Erde“ © Frank Dieper, Stadt Herne

Maßvoll sein
Es gibt viele Themen, die an den regelmäßigen Clubabenden diskutiert werden. „Wir sprechen über gesellschaftliche oder ethische Themen, beschäftigen uns aber auch mit spezifischen Fragen der Freimaurerei.“, sagt Jörg Hundertmark. Der Herner Mikro-Biologe Dr. Elmar Grabert (56) kam über einen Freund zur Loge. Er ergänzt: „Die Loge fördert das Nachdenken über sich selbst. Sie vermittelt zentrale moralische Werte, mit denen ich mich identifizieren kann: Humanität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“

Ethischer Bund freier Menschen
Im Gegensatz zu den Rotariern oder Lions seien die Freimaurer kein Serviceclub. Die Loge verstehe sich als ethischer Bund der die Überzeugung teilt, dass eine beständige Arbeit an sich selbst zu einem insgesamt menschlicheren Verhalten führt. Jörg Hundertmark: „Freimaurer arbeiten in erster Linie an ihrem eigenen Verhalten und ihren Wertvorstellungen.“ Dass die Logenbrüder in den Ruf gerieten, lieber unter sich zu sein, hatte vor allem räumliche Gründe. Vor ihrem Umzug in den Herner Süden trafen sie sich in einer Wohnung im Haus des Handwerks an der Hermann-Löns-Straße. Dort war alles recht klein und beengt. Öffentliche Veranstaltungen gab es nur selten. Trotzdem wuchs die Mitgliederzahl und die Loge suchte und fand ein neues Zuhause an der Flottmannstraße.

Rituelle „Tempelarbeit“
Das neue Domizil ist Eigentum der Stiftung und wird jeden Donnerstag von den Logen-Brüdern genutzt. Zum Beispiel für die rituelle „Tempelarbeit“ im Versammlungsraum, dem „Tempel“. Mit Blick auf die Freimaurer-Symbole – Zirkel, Winkelmaß, rauer Stein, Hammer oder Maurerkelle – treffen sich die Brüder, gekleidet im schwarzen Anzug mit weißem Schlips, unter Vorsitz des Meisters vom Stuhl“, der die Loge leitet. Das Ritual, so Jörg Hundertmark, ist der Kern der Freimaurerei, das, was sie von anderen Vereinigungen am meisten unterscheidet. Es gehe um die Arbeit an sich selbst, dem symbolischen „rauen Stein“, der in den „Tempel der Humanität“ eingefügt werden soll.

Zitat

„Etwas, was bei der Freimaurerei so anziehend erschien, dass ich die Chance, Freimaurer zu werden, gerne ergriff, ist die Tatsache, dass hier das verwirklicht wird, was eine Regierung oft nur gelobt, nämlich jeden Menschen nach seinen Verdiensten als Mensch zu behandeln.“ Theodore Roosevelt, von 1901 bis 1909 Präsident der USA.

Einen Einblick in das Miteinander der Herner Freimaurer geben offene Club- oder Vortragsabende, die bis zu acht Mal pro Jahr stattfinden. Die Referentenriege ist eindrucksvoll: RTL-Ikone Helmut Thoma war da, Ex-Vizekanzler Franz Müntefering, CDU-MdB Ingrid Fischbach und Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann. Die Loge stehe durchaus als Teil der Herner Kulturlandschaft, so Jörg Hundertmark.

Die Loge „Eiche auf roter Erde“ ist offen für neue Mitglieder, unabhängig von Alter oder Beruf. Aufgenommen werden ausschließlich Männer. Wer mitmachen möchte, braucht einen Bürgen. Interessenten durchlaufen eine Kennenlernphase von etwa zwölf Monaten. Anschließend entscheiden alle Mitglieder der Loge über die Aufnahme. Die Aufnahmegebühr in die Loge beträgt 125 €, der Jahresbeitrag 400 €. Standesdünkel, so versichern Hundertmark und Grabert, gebe es nicht: „Der wird an der Garderobe abgegeben“.

Bruno Unkhoff nutzte die Symbole

Der Begriff „Freimaurer“ geht zurück auf das englische „freemason“. So hießen im 15. Jahrhundert die in Bauhütten organisierten Steinbildhauer oder Baumeister. Den Eingang zum Logenhaus an der Flottmannstraße schmückt eine Skulptur von Bruno Unkhoff. Der Wanne-Eickeler Künstler, Ende 2002 verstorben und Mitglied der Loge, rückt darin die Freimauer-Symbole Hammer, Zirkel, Winkel und Lot in den Mittelpunkt. Die Symbolik setzt sich vor dem Clubhaus fort, dort wächst eine Eiche auf roter Erde neben einem Pflasterstein-Mosaik. In Deutschland gibt es nach eigenen Angaben 485 Freimaurer-Logen mit ca. 15.300 Mitgliedern, die sich in fünf Großlogen organisieren. Weltweit bekannte Mitglieder der Freimaurerwaren u. a.: Louis Armstrong, Karlheinz Böhm, Winston Churchill, Johann Wolfgang von Goethe, Wolfgang Amadeus Mozart, Franklin D. Roosevelt, Kurt Tucholsky, Mark Twain.

Text: Jochen Schübel

Fotos: Frank Dieper / Loge

Weitere Informationen: www.freimaurer-herne.de, www.freimaurer.org

 

Die Bilder-Sammeltüte

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Eine verschlossene Tüte Sammelbilder. Unwillkürlich weckt sie den Reiz, sie zu öffnen und die Bilder anzuschauen. Denn wir alle sind Jäger und Sammler. In ferner Urzeit musste für den kalten Winter in der Höhle im Voraus gesammelt und gehortet werden. Heute bescheiden wir uns in geheizten Wohnungen mit Bierdeckeln, Schallplatten oder Plastikfigürchen.

Der Klassiker in der präpubertären Sozialisation ist das Sammelbilderalbum. In Rudeln haben wir unsere Barschaft für die Klebebildchen ausgegeben. Auf dem Schulhof war man obenauf, hatte man endlich ein rares Fehlbild ergattert. Und selbst Nina, eine Klasse höher, guckte einen zum ersten Mal interessiert an.

Sammelbilder in Eickeler Verlag

Als die angesagten Helden noch Peter Kraus, Lassie und die Kinder von Bullerbü hießen, wurden Sammelbildchen auch in Wanne-Eickel hergestellt: vom WS-Verlag in Eickel. In der graphischen Druckanstalt von Wilhelm Schulze-Witteborg im Hugenpoth ging es mitunter rustikal zu. Hatte man für eine neue Fußballserie mal keinen aktuellen „Rahn“ parat, wurde dessen Kopf aus einem alten Bild herausgeschnitten und in die neue Szene eingeklebt. Die Kolorierung verwischte alle Spuren

20.000 Prozent Wertsteigerung

Auch Wolfgang Prochoki, heute stolzer Besitzer von über 500 Alben, erinnert sich an die lokale Bilderflut: „Bei uns in der Flöze (Flöz-Hugo-Siedlung) haben viele Mütter für den WS-Verlag Heimarbeit gemacht. Die Bilder mussten mit einem Schneidegerät aus Druckbögen ausgeschnitten und dann in die Tüten verpackt werden. Die Kinder von denen brachten dann Unmengen von Fehldrucken und schlecht geschnittenen Bildern in den Umlauf, so dass sie für uns im Tausch- und Schnibbelgeschäft zu Persona non grata wurden.“

Mitte der 1960er Jahre brach der WS-Verlag auseinander. Die unversehrte Bildertüte wurde übrigens bei ebay für zehn Euro ersteigert. Bei einem ursprünglichen Verkaufswert von 10 Pfennig immerhin eine satte Wertsteigerung von 20.000 Prozent.

(WS-Druck Wanne-Eickel, 14x10cm, verschlossen, um 1962)

Text: Ralf Piorr


Hallo Herne – mit dem Fokus auf Nachrichten

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Freitag, 10 Uhr: Mitten im großen Redaktionsraum am Kuckucksweg 13 steht ein langer gedeckter Tisch, an dem die Mondritter und die Mitarbeiter von „Hallo Herne“ Platz nehmen. Kaffee wird eingeschenkt, Brötchen gereicht, Mett oder Butter gestrichen. Redaktionsleiter Günter Mydlak eröffnet die Diskussion über Wanne-Eickel als Kulturgut.

Gesellschaftliche Debatte

In der zeitlich gesehen ersten Internetzeitung Hernes steht die lokale gesellschaftliche Debatte hoch im Kurs. Wie viele hier schon saßen aus Politik, Wirtschaft und Kultur – von der Polizeipräsidentin über den OB bis hin zu den Bundestagsabgeordneten und zahlreichen gesellschaftlichen relevanten Personen. „Leute eben, die Lust haben, das Stadtgeschehen mitzugestalten“, so Mydlak.

Pensionäre gründen junges Medium

Das Team um Günter Mydlak und Carola Quickels ist trotz des modernen Mediums „Old School“. Da rangiert die nach journalistischen Kriterien formulierte Nachricht weit oben, während der Meinungsjournalismus nicht viel gilt. „Bei uns sind Adjektive genehmigungsbedürftig“, sagt Mydlak. Und das Überraschende: Ein Medium, das als jung gilt und mehrheitlich Junge begeistert, ist durch Pensionäre gegründet worden. Aber Ruheständler mit dem Blick auf die junge Generation: „Ich habe gelernt, wie man sich auf Facebook verhält“, sagt Mydlak, „und wenn mir Jugendliche was erzählen, bekomme ich große Ohren.“

  • Redaktionsfrühstück bei Hallo Herne. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Wie alles begann

Alles begann mit einer Entschlackungskur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), die ihre Redakteure und Fotografen mit einer Abfindung lockte, das Handtuch zu werfen. Dazu gehörten der Hertener und Herner Fotograf Wolfgang Quickels sowie Redakteur Günter Mydlak. „Wolfgang hatte schon länger die Idee zu einer Onlinezeitung und wollte sich damit einen alten Traum erfüllen“, sagt seine Frau Carola, Fotografin, die zu den ersten zählte, die sich seiner Vorstellung anschlossen. Mydlak sprang ebenfalls auf, und in den ersten Jahren war auch, zuständig für die Technik, Walter Bockhorn dabei. Sie können sich als Gründungsväter und -mutter von „Hallo Herne“ bezeichnen.

Support aus dem Familienverbund

Wolfgang Quickels starb im vorigen Jahr – er hinterließ nicht nur bei seiner Familie eine große Lücke. „Wolfgang ging für eine Geschichte raus und kam mit drei zurück“, sagt Carola. Bald nach der Redaktionsgründung stießen die drei aus der Familie Terlau dazu – Vater Herbert und die Söhne Jakob und Daniel. „Wir wollten unseren Onkel und unsere Tante unterstützen“, sagt Daniel.

Nur noch eine Redaktion

„Wir fangen einfach mal an“, lautete die Devise. Am Anfang trafen sie sich zu Hause bei den Gründungsmitgliedern. Ein Pfarrer vermittelte Räume am Kuckucksweg 13, die bis heute die Redaktion beherbergen. Eigentlich existierten sogar zwei Redaktionen: „Hallo Herten“ und „Hallo Herne“. Die Absicht war, in möglichst vielen Städten Niederlassungen einzurichten, ein ambitioniertes Ziel, von dem die Online-Zeitung mittlerweile aus wirtschaftlichen Gründen abgerückt ist. „Wolfgang plante sogar ein ‚Hallo-Ruhrpott’“, berichtet Carola: eine Homepage mit Informationen und Bildern über Museen, Ausstellungsorte, wiederkehrende Veranstaltungen. „Dort wollte er die Fotos verwerten, die er während seiner Foto-Einsätze für die Zeitung oder für seine Bildbände geschossen hatte.“

  • Günter Mydlak im Interview mit inHerne. ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Viele verstanden Radio Herne

Stefan Kuhn, der zuvor für das Herner Wochenblatt und die WAZ fotografierte, erinnert sich an die Anfänge: „Man musste den Leuten erklären, was ‚Hallo Herne‘ bedeutet. Viele verstanden immer Radio Herne. Heute sagen sie hingegen: Ach, dann sehe ich ja nachher die Fotos im Internet.“

Täter melden sich in der Redaktion

Der Nachhall lässt sich auch an den Reaktionen aus dem kriminellen Milieu messen. „Ich habe schon mit drei Tätern gesprochen“, sagt Mydlak. Kriminelle, deren Phantombild in den „Hallo Herne“-Nachrichten auftauchte, baten verzweifelt um Löschung des Fotos, weil sie sich der Polizei stellen würden. Unter ihnen auch ein im Dortmunder Breakadance-Mileu bekannter Rapper. Sie mussten sich mit der Mitteilung abfinden, dass die Redaktion erst nach Bestätigung durch die Polizei das Foto entfernen würde. „In Herne führen sämtliche Fotofahndungen zum Erfolg“, bestätigte die Polizei der Redaktion.

Polizei wollte Video beschlagnahmen

Jakob Terlau, der sich als Fotograf ins Zeug legte, war von der Wirkung des Mediums überrascht: „Ich habe viele spannende Geschichten erlebt. Während der Cranger Kirmes ereignete sich ein Unfall mit Verletzten, weil ein Pferd durchbrannte.“ Jakob war der einzige Zeuge, der den Unfallhergang per Video dokumentiert hatte: „Die Polizei wollte den Film sofort beschlagnahmen, ließ sich dann aber davon überzeugen, dass ich als Journalist arbeite. Später fuhren sie dann mit dem Polizeiwagen bei der Redaktion vor und holten sich den Streifen ab.“ Gerade bei der Cranger Kirmes erlebten die Hallo-Herne-Journalisten, wie sich ein Beitrag in sehr kurzer Zeit tausendfach verbreitet.

Der ganz normale Redaktionsalltag

Der ganz normale Redaktionstag unterscheidet sich in einigen Punkten von dem der klassischen Zeitungsredaktion. Vom Prinzip her schläft „Hallo Herne“ nie, kennt keinen Redaktionsschluss. Carola Quickels Arbeit beginnt schon vor dem Frühstück: „Ich gehe ins Internet, checke die Polizeimeldungen und schaue: Wo brennt’s?“ So nach und nach trudelt die Stammbesetzung zwischen 8.30 und 10 Uhr in der Redaktion ein. Jeden Montag ist Wochenbesprechung mit einem Ausblick auf die nächsten sieben Tage. Am heutigen Freitag ist die Terminlage eher dürftig. Für Nachmittag ist eine Veranstaltung eingetragen. „Wenn es heute geschneit hätte …“, sagt Günter Mydlak, „so wie es die Wetterpropheten vorhersagten …“. Ja dann hätte man viel zu tun gehabt: Die Stadt im Schnee einfangen, über Staus und Unfälle berichten.

Stefan Kuhn und andere Mitarbeiter erledigen den Job vom heimischen Schreibtisch aus, sie warten auf die Meldung eines Ereignesses und rücken aus, um ein ausgebrochenes Feuer, einen Autounfall oder eine Einweihung einzufangen. Björn Koch ist eine Art Multitalent, der von Haus aus Fotograf ist, aber auch schreiben und Buch führen kann. Klar, dass er unentbehrlich ist.

Nach 30 Sekunden auf Sendung

Die Technik im Griff haben Lino Quickels (Sohn von Carola) und Daniel Terlau. „Wir schauen den Redakteuren über die Schultern, um zu sehen: Was brauchen sie?“ Daniel Terlau, Web-Developer und Grafiker, und Co. haben ein eigenes Content-Management-System geschrieben, da die gängigen Baukasten-Systeme viel störanfälliger sind. Und es ist schneller: „Wir brauchen 30 Sekunden, um auf Sendung zu gehen“, behauptet Daniel Terlau.

Unendlich schnell

Die Schnelligkeit des Programms wird auch von den Redakteuren gelobt. Patrick Mammen, Essener Journalist mit 12-jähriger Berufspraxis unter anderem bei Radio Essen und bei der WAZ: „Um 11 Uhr habe ich schon sieben Beiträge eingestellt. Es ist das einfachste System, das man sich vorstellen kann.“ Überhaupt: „Das Faszinierende an diesem Medium ist, dass es so unendlich schnell ist. Erstaunlich, wie schnell die Menschen unsere Zeilen lesen und dann darauf reagieren. Dann merken wir, wie nah wir am Leser dran ist.“

Bericht aus dem Gericht

Um die Mittagszeit schneit Helge Kondring herein, um nach dem Rechten sehen. Kondring ist ebenfalls ein pensionierter WAZ-Mann, aber noch einer von denen, die das Rentenalter regulär erreichten. Wie zu alten Redakteurszeiten berichtet er über Gerichtsverhandlungen. Dabei gelingt ihm die eine oder andere gute Geschichte, zumal interessante Termine bei den Amts- oder Land-Gerichten von der Konkurrenz häufig nicht wahrgenommen werden. Auf seine alten Tage ließ er sich von seiner Tochter ein Laptop mit Internet-Anschluss einrichten, auf dem er nach einer Gerichtsverhandlung den Bericht in die Tasten hackt. Eine komplett neue Erfahrung für ihn: „Schon am Nachmittag erhalte ich die ersten Mails von meinen Lesern, teilweise aus dem ganzen Land, einmal sogar aus Hanoi. Uns schreiben Menschen, die sich für das Thema interessieren, die bei der Verhandlung dabei waren – oder die Prozessbeteiligten selbst.“ Jüngst meldete sich der Beschuldigte mit dem Hinweis: „Ich war’s nicht.“

Der für das Geld sorgt

Einer sorgt dafür, das Geld reinkommt: Für die Werbe-Akquise ist Herbert Terlau verantwortlich. Er ist der Werbeman für „Hallo Herne“, der die Kunden anspricht, damit sie Werbebanner schalten. Der pensionierte Lehrer wurde von Carola Quickels um Mitarbeit gebeten. „Am Anfang sprach ich alle Leute an, die ich kannte. Heute habe ich viele gute Kontakte und besuche zum Beispiel alle Empfänge, um zu netzwerken und die Menschen für unser Medium einzufangen. Ich beschäftige mich also mit Dingen, von denen ich vorher keine Ahnung hatte.“

Viel Idealismus

Der Werbefachmann sagt auch: „Ich profitiere von der guten Redaktionsarbeit.“ Und die lässt sich auch an bemerkenswerten Zahlen ablesen: Bis zu 300.000 Seitenabrufe im Jahr und 8.800 Follower bei Facebook. Und dennoch reichen die Erlöse bei weitem nicht, um die Redakteure leistungsgerecht zu entgelten. „Wir produzieren ein Produkt, dass wir nicht ausreichend bezahlen können“, gesteht Mydlak. Stefan Kuhn fügt hinzu: „Um diese Arbeit zu machen, ist viel Idealismus notwendig. Aber alle sind auch mit viel Herzblut dabei.“ Das Geschäft bleibt schwieg. „Herne ist stark mit der Printwerbung verbandelt“, nennt Terlau einen Grund für das flaue Wergegeschäft. „Aber das hält uns nicht davon ab, noch mehr zu tun.“

Unterstützung durch den Förderverein

Ein Unternehmensberater hat deutlich gemacht: Mit Werbung allein lässt sich keine taugliche Finanzierung auf die Beine stellen. Deshalb gründeten sie einen Förderverein mit dem griffigen Namen „Klick ma Kuckma“. Über den Förderverein werden auch Aktionen mit Schulen und Schülern abgewickelt. „Wir wollen Schüler dabei unterstützen, eine Online-Zeitung aufzubauen“. Sie lernen, was eine Nachricht ist. Sie kommen mit einer AG an den Kuckucksweg oder das Hallo-Herne-Team kommt in die Schule.

Einkünfte generieren soll auch ein „Hallo Herne Plus“-Bereich mit Zusatz-Angeboten, der am 21. März freigeschaltet wird. „Wir haben noch viel im Köcher, das wir unseren Nutzern anbieten können“, sagt Karola Quickels. Aber die klassische Hallo-Herne-Seite bleibt weiterhin gebührenfrei.

Mydlak wollte Hausmann werden

Nach seiner Abfindung 2009 hatte Günter Mydlag nichts Großes vor: „Ich habe aufgehört, um Hausmann zu werden.“ Diese Pläne wurde durch den Anruf von Wolfgang Quickels durchkreuzt. Aber ganz unbeleckt stieg er in die Materie nicht ein, schließlich hatte er schon vor 15 Jahren seinem Arbeitgeber die Einrichtung eines Online-Portals vorgeschlagen, das die Stadt über den Tag begleitet. Wurde abgelehnt.

Die Zukunft des Journalismus

Mit Günter Mydlak setzt „Hallo Herne“ auf die durchschlagende Wirkung von guten Nachrichten, die mit guten Fotos und Videos unterfüttert werden. „Das ist die Zukunft des Journalismus!“, prognostiziert Mydlak. Keine Zukunft hingegen haben seiner Meinung nach die Lokalausgaben der Printmedien. „In absehbarer Zeit“, ist er sich sicher, „werden sie nicht mehr bestehen.“ Dabei will er den Anschein vermeiden, er schieße gegen seine alten Kollegen: „Im Gegenteil, ich freue mich über jede Medienvielfalt, aber das alte Modell Tageszeitung wird in zehn Jahren nicht mehr finanzierbar sein.“ Der Trend ist schon jetzt unübersehbar: „Im Sauerland gibt es schon heute große weiße Flecken! Ob da ein Gemeinderat tagt, interessiert niemand mehr!“

Deshalb wollen Mydlak und sein Team den Lokaljournalismus, der auf die klassischen Tugenden baut, in die Zukunft retten: Nachrichten generieren, sauber aufbereiten und sie dem Leser anbieten. „Wenn es gelingen sollte, eine unabhängige Nachrichtenredaktion zu etablieren – auch betriebswirtschaftlich, das wäre eine gute Sache.“

Text: Horst Martens

Fotos: Thomas Schmidt

Das O – Ort der Synergieeffekte

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Das war das Klassenzimmer meines Sohnes“, sagt ein Herner Journalist bei einem Pressetermin. Viele Generationen sind durch die Grundschule an der Overwegstraße geschleust worden. Nach Schließung der Schule 2014 wirkte das Gebäude wie ausgestorben. Jetzt ist – nach mehrmals verschobenen Terminen – wieder neues Leben eingezogen.

Ungewöhnlicher Name

Das O – Ort der Kulturen“ – die neuen Nutzer haben sich für einen ungewöhnlichen Namen entschieden. Die zukünftigen Untermieter sitzen zusammen und beratschlagen zusammen mit dem städtischen Fachbereich Kultur, wie das zukünftige O-Logo aussehen soll. Zwei Designer stellen ihre „Pitches“ vor. Ein kreisrundes O mit zahlreichen Farbschichten bekommt den Zuschlag.

  • Weniger ist manchmal mehr – gesundes Kochen für wenig Geld wird im „O“ von Profis gelehrt © Frank Dieper. Stadt Herne

Die Low-Budget-Küche

Revierbürger denken beim „O“ ans „Dortmunder U“, dem Zentrum für Kunst und Kreativität. Die Assoziation ist durchaus gewollt, aber der Buchstabe hat auch eine andere Bedeutung: O = Ort der Kulturen. Keiner steht dafür mehr als die gfi, die Gesellschaft für Integrationsarbeit, die hier Kulturen zusammen führen will – und zwar mit einer „Low-Budget-Küche“. Das „Low Budget“ bezieht sich nicht auf die Kücheneinrichtung, sondern auf die Form des Kochens: „Preiswert und gesund ist das Ziel“, sagt gfi-Geschäftsführer Michael Barszap, der den Begriff „Low-Budget-Küche“ erfunden hat. „Beim Kochen kommt man sich näher“, betont Barszap. Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen sollen Kulinarisches unterschiedlicher Herkunft kochen.

Verpflichtung der Stadt

Wer löste die Initialzündung zur Gründung des „O“ aus? „Viele Kultureinrichtungen hatten Raumprobleme“, sagt Klaus-Dieter Gülck, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Kultur. „Mit dem ‚O‘ haben wir sie behoben.“ Auf einen Schlag. Mit vielen Institutionen arbeitet der Fachbereich Kultur eng zusammen. „Und deshalb haben wir die Verpflichtung, sie anständig unterzubringen.“ Dabei entstand auch die Idee der engeren Zusammenarbeit: Kultur, Interkulturelles, Integration, Synergieeffekte. Der neue Standort soll die Jugendkultur und die kulturelle Bildung in ganz Herne bereichern. Die bauliche Vorarbeit leistete Gebäudemanagement Herne mit Arbeiten für Brandschutz, Sanitäranlagen und zur Barrierefreiheit und einen zweiten Rettungsweg in Form eines Bypasses mit der anliegenden städtischen Musikschule. Ein Anstrich der Flure steht noch aus.

  • Proberäume, Workshops und professionelles Coaching sollen dem Theaternachwuchs auf die Bretter helfen © Frank Dieper, Stadt Herne

Domizil des theaters kohlenpott

Gut 80 junge Leute bevölkern die kohlenpott-Etage. Eine neue Ausgabe des Jugendkulturprojekts „pottfiction“ unter der Leitung des theaters kohlenpott ist gerade gestartet. Ein schwarzer Proberaum mit Sitzmöbeln aus Second-Hand verbreitet jugendlichen Charme. Der Umzug aus der etwas abseits gelegenen Dannekampschule ist gelungen. Demnächst werden hier die Proben für alle neuen Produktionen stattfinden – angefangen beim Theaterclub „Ab auf die Bühne“ (12+). Spielort bleiben die Flottmann-Hallen, dem eigentlichen Herz des Theaters. Aber Räume für Proben, Requisiten und Workshops sind dort nicht vorhanden.

Der schwarze Tanzboden stammt aus den Flottmann-Hallen, ebenso die alten Stühle. „So komfortabel hatten wir es noch nie“, sagt Gabriele Kloke, Frontfrau des Theaters. „Aber wir haben es uns auch hart erarbeitet und echt gut hingekriegt.“

In der gfi-Küche steht Kohlenpott-Chef und Regisseur Frank Höhner und schnibbelt mit einigen Jugendlichen Gemüse für das Mittagessen. Auch das ist Theaterarbeit. Und zugleich ist es ein Beispiel für gelungene Synergie – wenn die einen die Einrichtung der anderen benutzen dürfen. www.theater-kohlenpott.de

  • Eine Zuflucht für Arcade-Nerds: Das insert-coin! © Frabk Dieper, Stadt Herne

Insert Coins

Über der Tür hängt das Schild „Insert Coins“. Eine aus dem Spielhallengeschäft bekannte Forderung: Münzen einwerfen! Doch Pierre Cournoyer, Leiter des Vereins „Insert Coins e.V.“, lässt uns auch herein, ohne dass wir Münzen abdrücken. Und dann blinkt und fiept und daddelt es unentwegt. Die Lichtimpressionen und fiepsigen Laute stammen von einer stattlichen Flotte an Spielhallen-Automaten, die entlang der Wand aufgestellt sind. Hier kann man in eine 80-er-Jahre-Spielewelt eintauchen: „NBA-Jam“, ein Basketballspiel, „Aliens 3 – the Gun“, ein Weltraumspektakel, „Daytona USA“, ein Autorennen, ausgestattet mit Lenkrad und Gaspedal, der Weltraumshooter „Defender“. Die Reihe wird fortgesetzt von einer Reihe bulliger Monitore mit angeschlossenen Spielekonsolen: Nidhogg, Virtual Striker 3, Mario Kart Double Dash, Donkey Kong. Eine gemütliche Sofaecke ist um einen großformatigen Fernseher gruppiert. Mitten im Raum stehen noch zwei „Cocktail-Tische“, in die Computerspiele integriert sind.

Retro-Stube

Alles begann in den Gedankenspielen der spielversessenen Roomservice-Leuten in den Flottmann-Hallen rund um Pierre Cournoyer. Sie richteten die Computerspielveranstaltung „8.bit.ism“ in den Flottmann-Hallen aus – der Name bezeichnet das Pixelformat der 80-er. Die ausgeprägte Daddelleidenschaft reichte für mehr – nämlich für die Gründung eines Vereins für Retrogames-Begeisterte namens „Insert Coins“, die sich hier im „O“ ihre Retro-Stube einrichtete. Cournoyer: „Es existiert eine große Szene. Wir holen vergangene Kindheitserinnerungen zurück.“

Die ersten Videospiele der Geschichte liefen auf den sogenannten Arcade-Automaten, die an den Wänden aufgestellt sind: „Ich habe im Holland-Urlaub meine Gulden verbrannt“, bekennt der 29-jährige Cournoyer. Sein Credo lautet: „Offline ist das neue Online.“ Damit will er die Computerspieler aus ihren einsamen Ecken holen und mit ihnen „das Zusammenkommen zelebrieren“.

Privater Sammler

Alles dies wäre nicht möglich ohne Ingo Behlau, der die Sammlung organisiert hat und in seiner Wohnung noch viel mehr dieser nostalgischen blitzenden Exemplare stehen hat. „Für 500 Euro bekommt man einen guten Automaten“, sagt er. Der 46-Jährige sagt: „Ich habe die Arcade-Zeit live miterlebt, war in jedem Kaufhaus, in jeder Pommesbude.“ Der IT-Supporter ist so in Spieleautomaten vernarrt, dass er immer schon mehr wollte : „Ich habe selbst damit geliebäugelt, einen Verein zu gründen.“ Dieser Wunsch hat sich jetzt erfüllt. Und er hat selbst dazu beigetragen.

Eröffnung: Samstag, 27. Februar, 15:00 Uhr. Eintritt frei! www.insert-coins.wtf

Kreativwirtschafter

Einzug halten wird im „O“ auch die Kreativwirtschaft in den Personen von Chris Wawrzyniak und Sebastian Maier. Chris Wawrzyniak organisiert via „RoomService“ und „Der Goldene Raum“ Jugendevents für die Flottmann-Hallen und andere Kulturveranstaltert. Bei „WortLautRuhr“ managed er mit dem Künstler Sebastian 23 Poetry-Slam-Veranstaltungen. Sebastian Maier hingegen ist Eigner des Plattenlabels „Z-Muzic“. Er produziert unter anderem die Elektro-Pop-Band „Susanne Blech“. Außerdem schreibt und produziert Maier Musiken für verschiedene Theaterprojekte und ist seit Jahren musikalischer Leiter für Urbanatix.

  • Das „O“ Bietet auch den etwas kleineren Künstlern Platz zur Entfaltung © Frank Dieper, Stadt Herne

Jugendkunschule und Musikschule

In einem großen lichtdurchfluteten Raum stehen fünf Maltische. Mädchen im Grundschulalter haben es sich auf ihren Hockern bequem gemacht. Die einen haben die Malstifte fein ordentlich neben sich hingelegt, die anderen gehen an die Werkbank, nehmen sich ein Schälchen und rühren sich eine Farbe zusammen. Betreut werden sie von der Dozentin Margarete Cramer der Jugendkunstschule (JKS). An die Wand gelehnt steht ein überdimensionales Ölgemälde. „Seit vielen Jahren haben wir ein Atelier in der Musikschule“, sagt Barbara Boresch, Leiterin der Jugendkunstschule – neben diversen anderen Standorten wie dem Kunsthaus Crange oder an der Hauptstraße. Die Musikschule meldete Eigenbedarf an, worauf die JKS nur ein paar Schritte weiter ein eigenes Atelier anmietete – das „O“ schließt an den Bau mit der Musikschule an, ist mit dieser sogar mit dem 2. Rettungsweg verbunden.

Die städtische Musikschule mietet im „O“ ebenfalls zwei Räume. Umgekehrt nutzen die O-Kulturschaffenden die Aula der Musikschule, die eigentlich zur ehemaligen Grundschule gehörte. „Wir haben wir vorzügliche Möglichkeiten“, sagt Borosch, „auch in der Zusammenarbeit mit den anderen Einrichtungen“. Wieder wird es synergetisch – demnächst startet ein gemeinsames Projekt für Flüchtlingskinder.

Eine große Sache“

Kinder in allen Altersklassen kommen, um sich im bildnerischen Bereich auszutoben. „Es sind Kinder, die starke künstlerische Ambitionen haben“, sagt Margarete Kramer. „Weil ich aktiv werden will“, sagt Kübra, eines der anwesenden Mädchen. „Außerdem will ich nicht die ganze Zeit zu Hause sein“. Eigentlich gefiel der alte Raum besser, sagen die Mädchen. „Noch fehlt die Patina“, stimmt die Dozentin zu. „Aber die kommt noch.“ Wichtig sei, dass man hier auch handwerklich arbeiten, also auch Krach machen könne“. Das „O“ ist „eine große Sache. Ist aber ein allmählicher Prozess.“

Text: Horst Martens / Fotos: Frank Dieper

 

Von Berlin bis Toronto

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Spieler und Trainer des HEV kommen und gehen – die Fans bleiben. Oft halten sie dem Eishockey in Herne über Jahre oder gar Jahrzehnte die Treue. Es sind Menschen wie Heribert Wolski (52) und Marcus Luzar (44), die sich schon 1992 die erste Dauerkarte kauften.

Siehe auch HEV ist die Nummer eins.

1000 Fans reisen nach Essen

Im Block C kennen sie sich aus, dort haben sie ihre Stammplätze bei den Heimspielen. Doch auch bei Auswärtsspielen sind sie mit von der Partie. „Den einen oder anderen Tag Urlaub muss man schon mal opfern“, betont Wolski, der in dieser Saison bis Ende Januar nur drei Auftritte auf fremdem Eis verpasste. Auch beim 9:2-Sieg gegen die Crocodiles in Hamburg reiste der Mitarbeiter der Stadtwerke Herne mit dem Fanbus an: „Von 190 Zuschauern kamen 120 vom HEV, da haben die Hamburger ganz schön geguckt.“ Noch mehr Unterstützung für das Team gibt es natürlich bei den Derbys. Unvergessen bleibt in dieser Saison der Auftritt beim 3:1 in Essen, wo zu den Moskitos gleich 1000 Herner mitreisten und für eine phänomenale Stimmung sorgten.

Nach Niesky ins Freiluftstadion

Die Hallen in Duisburg, Troisdorf, Neuss oder Ratingen kennen die HEV-Fans zu genüge. Da ist es immer wieder schön, neue Orte auf der Eishockeykarte kennenzulernen. So wie im vergangenen Jahr, als die Anreise in die Oberlausitz mehr als 600 Kilometer auf den Tacho brachte. Zum ersten Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte traf der HEV auf Tornado Niesky. Viele Fans waren dabei. „Das war schon ein Highlight. Denn in Niesky wird nicht in einer Halle, sondern in einem Freiluftstadion gespielt“, erklärt Luzar. Viele Fans des HEV ließen sich diesen besonderen Auftritt nicht entgehen. Gleich zwei Busse mit rund 100 Anhängern machten sich damals auf den Weg. Natürlich war auch Wolski damals in Niesky dabei. Der Kaufmännische Angestellte der Herner Stadtwerke ist leidenschaftlicher Busfahrer, wenn es um seinen Verein geht. Übrigens im Gegensatz zu seinem Kumpel Luzar, der das eigene Auto bevorzugt.

Busfahrt endet im Schneechaos

„Die Busfahrten sind wirklich immer sehr lustig, da werden oft die alten Geschichten und Anekdoten über den HEV erzählt“, so Wolski. Während auf der Hinfahrt ordentlich Stimmung herrscht, geht es auf der Rückfahrt meistens etwas ruhiger zu. Die ersten gönnen sich hier nach einem langen Tag bereits eine Mütze Schlaf. Umso ärgerlicher ist es, wenn schon die Anreise eine kleine Nervenprobe wird. So wie im vergangenen Jahr bei einem Auswärtsspiel in Halle. „Da sind wir wirklich in ein Schneechaos geraten“, erinnert sich Wolski. „Da haben wir zehn Stunden für die Fahrt benötigt und kamen erst kurz vor dem Spielende an.“ Empfangen wurden sie dennoch freundschaftlich von den Gästefans. Überhaupt sind die Herner ein gern gesehenes Publikum. Besonders der Kassierer freut sich, wenn der HEV mit einer großen Gruppe anrückt und für Stimmung auf den Rängen sorgt.

In Kanada einen Traum erfüllt

Auf eine beeindrucke Atmosphäre hofft auch Marcus Luzar bei einem besonderen Auftritt in der Fremde. Ende Februar erfüllt er sich einen großen Traum. Im Eishockey-Mutterland Kanada sah er die Partie Toronto Maple Leafs gegen die Nashville Predators. „Ich bin schon jetzt gespannt, wie dort die Stimmung in der Halle ist“, sagte der gebürtige Herner kurz vor seinem Abflug. Live-Spiele sind für den 44-Jährigen immer noch unschlagbar. „Die Stimmung ist immer überragend, im Fernsehen kommt das überhaupt nicht so zur Geltung. Wenn man Bekannte mitnimmt, die noch nie beim Eishockey waren, sagen 9 von 10: Mensch das habe ich mir gar nicht so vorgestellt.“ Auch nach seiner Rückkehr aus Kanada hat er sich noch einiges vorgenommen. „Das letzte Spiel vor den Playoffs in Leipzig würde ich mir gerne noch anschauen“, sagt der 44-Jährige, der dem Eishockey auch in schlechten Zeiten die Treue hielt. Umso mehr freut er sich darüber, dass es aktuell so gut aussieht. „Wir waren mehr als 20 Spiele in der regulären Spielzeit ungeschlagen. Dass der Verein so gut dasteht, habe ich am Saisonbeginn nicht erwartet.“

„Ein Aufstieg wäre definitiv zu früh“

Eine lange Auswärtsfahrt wünschen sich Heribert Wolski und Marcus Luzar noch. „Wir hoffen, dass wir die Playoffs gegen die Süd-Teams erreichen, dann fahren wir wieder nach Bayern. So häufig gibt es das nicht.“ Und gegen wen soll es am liebsten gehen? Antwort der beiden treuen Fans: „Gegner und Ort sind uns egal, wir nehmen zwei Tage Urlaub.“ Für eine Aufstiegsfeier ist übrigens kein Urlaub eingeplant. Beide sind sich einig: „Ein Aufstieg wäre definitiv zu früh.“ Davon könne man irgendwann mal träumen. „Jetzt sollten die Verantwortlichen lieber so wie bisher solide weiterarbeiten. Das würden die Zuschauer auch honorieren. Wenn es jetzt wieder mit aller Gewalt nach oben gehen soll, setzt man gleich wieder den Verein aufs Spiel. Die Leute, die jetzt am Ruder sind, haben viel gute Arbeit investiert, das sollten sie jetzt nicht aufs Spiel setzen nur für den kurzfristigen Erfolg. Die 100 Leute, die dir beim Aufstieg auf die Schulter klopfen sind die 100 Leute, die nach 10 Niederlagen in der höheren Liga mit dem Finger auf dich zeigen. Die Berg- und Talfahrt haben wir ja alle schon miterlebt“, betont Luzar, der selber als Acht- und Neunjähriger im Trikot des HEV auf dem Eis stand.

Text: Michael Paternoga

HEV ist die Nummer eins in Herne

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Die Zuschauerzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast 1300 Fans pilgern zu jedem Heimspiel an den Gysenberg, damit ist der HEV schon lange die unangefochtene Nummer eins im Herner Sport. Die Resonanz auf der Tribüne ist hervorragend, dabei haben die Playoffs noch gar nicht begonnen.

Siehe auch Von Berlin bis Toronto

Freude auf die Playoff-Spiele

So manch ein Fußballverein wird neidisch in Richtung Gysenberg schauen. Von vierstelligen Zuschauerzahlen können Clubs wie Westfalia Herne, DSC Wanne-Eickel oder SV Sodingen nur träumen. Das gilt übrigens auch für die sportliche Situation. Denn auch dort läuft es aktuell für den traditionsreichen Eishockeyvereinaus dem Revier. In der Oberliga Nord – der dritten Liga – hat die Mannschaft von Trainer Frank Petrozza die Qualifikation für die Playoffs erreicht. „Wir sind auf einem guten Weg, schauen aber immer nur auf das nächste Spiel. Auch in den Playoffs müssen wir uns vor niemandem verstecken“, betont der Kanadier, der in seiner 20-jährigen Profikarriere viele Vereine kennengelernt hat und in der Saison 2014/15 zum Trainer des Jahres in der Oberliga gewählt wurde. Und was macht Herne aus? „Wir haben hier eine familiäre Atmosphäre und das können momentan nicht viele Vereine von sich behaupten. Wir haben acht Spieler dabei, die sind hier seit drei Jahren, zwei oder drei sind sogar seit vier Jahren dabei.“ In der dritten Liga längst keine Selbstverständlichkeit.

Impressionen aus der Umkleidekabine

  • In der Kabine ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Großer Jubel nach Sieg über Essen

Der Aufschwung hat sicherlich auch mit dem Trainer persönlich zu tun, der schon als Spieler in der Saison 2004/2005 in Herne sehr erfolgreich als Vollblutstürmer auf dem Eis dem Puck hinterher jagte. In der Serie 2012/2013 kehrte er als Spieler und Sportlichen Leiter in Doppelfunktion zum HEV zurück. Nach einer Verletzung musste er seine Karriere allerdings noch vor dem letzten Saisonspiel beenden. Heute ist er für das verantwortlich, was auf dem Eis passiert. Und auf dem Eis passieren zurzeit erfolgreiche Sachen. Groß war der Jubel, als ausgerechnet im Derby gegen die Moskitos aus Essen durch einen 4:2-Heimsieg die vorzeitige Teilnahme an den Playoffs unter Dach und Fach war. Am 12. Februar waren fast 2500 Zuschauer in der Halle. Ausverkauft war sie damit noch nicht, die Kassenhäuschen schließen erst bei 3700 Fans. Vielleicht gelingt es ja in den Playoffs diese Marke zu knacken. Die Richtung scheint zumindest zu stimmen. Nicht ohne Grund sagt Petrozza: „Ohne Fans gibt es keine Erste Mannschaft.“ Und die Fans haben den Gysenberg längst für sich wieder entdeckt.

In Zivil

  • Thomas Richter, Stürmer ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Quartett in der fünften Saison in der Verantwortung

Eine Entwicklung, die auch Jürgen Schubert, Frank Schäfer, Rolf Meinhardt und Ehrenpräsident Günter Thill gerne registrieren. Die vier führen die Gysenberghalle und die erste Mannschaft in der fünften Saison ehrenamtlich. „Sportlich gesehen stehen wir an einer sehr interessanten Stelle“, betont Geschäftsführer Schubert. Das sehen auch die Fans so. „Wir sind immer noch in der Vorrunde und haben einen vierstelligen Zuschauerschnitt. Zum Auswärtsspiel nach Essen fuhren Anfang Januar 1000 Herner mit, das halte ich für eine ziemlich phänomenale Zahl. Hier hat sich wirklich etwas entwickelt“, freut sich Schubert über den Zuspruch des Publikums. Mit 171 verkauften Dauerkarten gab es diesmal einen neuen Rekord. Der Verein hat sich wieder zu einem Aushängeschild für den Herner Sport entwickelt, nachdem es zuvor auch einige turbulente Jahre auf dem Eis gab.

Die Verwandlung

  • Sam Verelst, Stürmer ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Der Traum von einer Herner Reihe

„Wir merken, dass wir das Vertrauen zurückgewinnen in der Wirtschaft, Politik und bei den Fans. Das ist spürbar und das sieht man nicht nur an den Zahlen“, sagt Schubert, dem der HEV sichtlich am Herzen liegt. Schon als kleiner Junge drehte er auf dem Eis seine Runden und feuerte in den 70er und 80er Jahren seine Idole an. Es sind legendäre Sportler wie Rekordspieler Guido Drongowski, Berti und Lutz Bongers, Ingo Rduch oder „Hexer“ Peter Glinka, die Schubert sofort einfallen. Noch kann von einer neuen starken Herner Reihe keine Rede sein. „Von diesem Traum sind wir noch ein Stück entfernt, da brauchen wir einen langen Atem“, blickt Schubert auf die Nachwuchsabteilung. Acht Teams sind hier bereits im Aufbau und sollen mit Hilfe eines hauptamtlichen Trainers die Zukunft des Traditionsvereins sichern.

Halle wurde 1970 eröffnet

Die eigene Halle zu betreiben, bringt viele Vorteile mit sich. Doch es bedeutet auch viel Verantwortung. Bei einer Halle, die 1970 eröffnet wurde, müssen die Verantwortlichen vor allem die Kosten im Blick haben. „Das haben wir uns von Beginn an auf die Fahnen geschrieben“, erklärt auch Gesellschafter Frank Schäfer. In den vergangenen fünf Jahren sei der Verein kontinuierlich in allen drei Bereichen gewachsen. Neben der ersten Mannschaft und dem Nachwuchsbereich bildet die Halle – mit öffentlichen Laufzeiten, Kinderdisko und Schulsport – die dritte Säule im Konzept. Schäfer spricht inzwischen von einem mittelständischen Unternehmen.

Eindrücke aus der „Betreuerlounge“

  • Hinter den Kuliissen. „Die Betreuer Lounge“ ©Thomas Schmidt, Stadt Herne

Schon im Kindesalter vom HEV-Virus infiziert

Ein Unternehmen, das nicht an der Börse geführt wird, dessen „Aktien“ aber dennoch steigen. Auch Schäfer hat es schon früh an die Bande gezogen und das HEV-Virus nicht mehr losgelassen. „Mit zehn Jahren bin ich zum ersten Mal mit meinen Eltern und meiner Schwester in der Halle gewesen. Es war ein Derby gegen Essen mit 5000 Zuschauern.“ Es war eine Atmosphäre, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Denn seitdem hat der Lehrer, der an einem Berufskolleg unterrichtet, nur wenige Auftritte verpasst. Sein ehrenamtliches Engagement darf man wohl als Glücksfall für den HEV bezeichnen. Denn als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik gibt es wohl keine Ecke in, an und unter der Halle, die Schäfer noch nicht genauer unter die Lupe nahm. Für ihn ist der HEV eine Marke. Eine Marke, auf die er sogar schon im Urlaub angesprochen wurde. Bei einer Rucksacktour durch Mexiko traf er auf einen Deutschen aus Wedemark. „Als ich ihm erzählte, dass ich aus Herne komme, fragte er mich im Hochgebirge von Chiapas tatsächlich, ob es den HEV noch gibt. Mit so einer Frage rechnet man in Mexiko eigentlich nicht. Aber wer den Eishockeysport in Deutschland kennt, kennt auch den HEV“, ist Schäfer überzeugt.

„HEV – das Düsseldorf von der Ruhr“

Und kaum ein Zweiter kennt den Verein wohl so gut wie Ehrenpräsident und Gründungsmitglied Günter Thill. Auch er freut sich über die gute Entwicklung der vergangenen Jahre. Bei seinem ersten Besuch am Gysenberg war das noch ganz anders. „Damals standen hier ein paar Pfeiler, die ersten drei Spiele mussten wir damals in Dortmund absolvieren.“ Es war keine einfache Zeit. Viel lieber erinnert er an die Jahre danach. „Das war ein Traum – 2. Liga. Man verglich uns mitder Brehmstraße. Wir waren das Düsseldorf von der Ruhr …“

Text: Michael Paternoga

Familientreffen mit Kulturgenuss

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Sieben Herner Familien und ebenso viele Flüchtlingsfamilien nehmen am städtischen Kulturprojekt „Familientreffen“ teil. Sie lernen sich bei gegenseitigen Besuchen kennen und erfahren jeweils mehr über die Kultur des anderen.

Realisiert wird das Vorhaben vom Emschertal-Museum Herne zusammen mit den Kulturmäusen interkulturell. Das „Familientreffen“ soll einen Rahmen für Begegnungen schaffen, das Kennenlernen anderer Kulturen erleichtern und den Flüchtlingsfamilien neue Kontakte und Freundschaften ermöglichen.

Flüchtlinge freuen sich über Einladung

Die „Kulturmäuse interkulturell“ führen schon seit einiger Zeit Familien an Kultur heran. Sie sind es auch, die von ihren Erfahrungen aus Recklinghausen profitieren, wo sie ebenfalls „Familientreffen“ organisierten. In Herne ist der erste Besuch schon über die Bühne gegangen: Sieben Familien verabredeten sich mit „ihren“ Familien in den Flüchtlings-Unterkünften. Unterstützung erfuhren sie hierbei von den städtischen Sozialarbeitern Mehmet Akcadag und Manuel Gomes aus dem Fachbereich Soziales, die auch die Flüchtlingsfamilien ausgesucht haben. „Die Flüchtlinge sind begeistert von der Einladung“, sagt Gomes, „denn sie haben in der Presse gelesen, dass sie in diesem Land nicht bei allen willkommen sind“.

Demnächst steht der Gegenbesuch an. Zwischendurch treffen sich alle zusammen zu einer Stadtführung unter der Regie von Stadtarchivar Jürgen Hagen. Ein Empfang im Rathaus ist der erste Punkt der Citytour. Am 13. April ist ein Abschlussfest im Schloss Strünkede geplant. „Wir wollen ein positives Zeichen setzen“, sagt Kirsten Büttner vom Emschertal-Museum, „und die Willkommenskultur auch im kulturellen Bereich etablieren. Mit der Stadtführung wollen wir den Gästen unsere Heimatstadt näher bringen.“

„Im Idealfall sollen sich aus diesen Begegnungen Kontakte oder sogar Freundschaften entwickeln“, wünscht sich Jutta Sosna-Grabelus von den Kulturmäusen. Rückfragen: Kirsten Katharina Büttner, kirsten.buettner@herne.de / Jutta Sosna-Grabelus, j.sosna@kulturmaeuse.de.

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